Eis, Schnee und Kanelbullar – Rückblick

Als Abschluss unserer „Eis, Schnee und Kanelbullar“-Serie wollen wir noch einmal auf unser Ski-Abenteuer zurückblicken. Zuerst gibt es einen quantitativen Rückblick in Form von Zahlen und Fakten, dann einen qualitativen in Form unseres persönlichen Best-of. Den Eiligen wollen wir aber zuerst eine Zusammenfassung bestehend aus einem einzigen Wort anbieten: „GROSSARTIG!“

Zahlen und Fakten

  • 683 km insgesamt, davon 509 km am Kungsleden
  • 49 Tage insgesamt, 36 Tage am Kungsleden
  • 7 Rasttage (4 am Kungsleden)
  • 12 Zeltnächte (10 am Kungsleden)
  • 22 Hüttenübernachtungen (15 am Kungsleden)
  • 7 Übernachtungen in Fjällstationen vom STF (4 am Kungsleden)
  • 8 sonstige Übernachtungen (6 am Kungsleden)
  • 17 Saunagänge (13 am Kungsleden)

Zur Übersicht gibt es hier eine Karte unserer Skiwanderung.

Unser persönliches Best-of

Längster Tag: 26km haben wir gleich zweimal am Kungsleden bewältigt. Der erste der beiden war der Tag nach Jäkkvik, eine lange Strecke über Seen. Am Abend haben wir noch noch in dem kleinen Restaurant in Vuonatjviken einen Kaffee getrunken und sind derartig gestärkt ein paar Kilometer weitergefahren. Der andere Tag war von der Sälka-Hütte über den Tjäktjapass (höchster Punkt des Kungsleden) zur Alesjaure-Hütte. Eigentlich sind das gleich zwei Kungsleden-Etappen, aber wir wollten vor dem Frühling in Abisko ankommen.

Kürzester Tag: 8km, von der Aigert-Hütte nach Ammarnäs – und auch noch gemütlich bergab. Wir haben nicht einmal geschafft die Mittagspause unterwegs einzubauen 🙂

Kälteste Zeltnacht: etwa -22 Grad. Das war unsere erste Zeltnacht. Unsere Schlafsäcke haben uns aber schön warm gehalten!

Höchster Punkt: 1150hm, am Tjäktjapass am Kungsleden, wo es eine sehr willkommene Rasthütte gibt. Martin war bei der Besteigung vom Kebnekaise nocheinmal fast Tausend Meter höher (2097hm), aber diese haben wir leider nicht zu zweit gemacht – zählt also nicht 🙂

Anstrengenste Steigung: Nach einer Nacht im Zelt sind wir von Klinken zur Fältjägaren-Hütte aufgestiegen. Von dem wunderschön verschneiten Wald haben wir wenig mitbekommen, denn der steile Aufstieg im tief verschneiten Gelände hat jede Kraftreserve (und ein bisschen mehr) erfordert. Hier war offenbar schon länger niemand unterwegs, denn wir konnten weder Ski- noch Scooterspuren folgen.

Steilste Steigung: Der Bergrücken hinter der Teusajaure-Hütte. Hier muss man die Ski abschnallen und zu Fuß hinauf stapfen. Zum Glück ist der Anstieg aber nicht sehr lang und man wird mit einer tollen Aussicht belohnt.

Beste Kanelbullar: Entgegen unserer Hoffnung war es gar nicht so leicht unterwegs Kanelbullar zu pflücken 🙂 . Aber in der Kebnekaise-Fjällstation haben wir uns zwei frischgebackene Exemplare geleistet – und sehr genossen.

Netteste Hütte: Sehr schwierig, denn so viele Hütten haben uns ausgezeichnet gefallen und gemütliche Stunden beschert. Das Herz jeder Hütte ist der oder die „Stugvärd“ – und in diesem Sinne wählen wir die Fältjägaren-Hütte mit ihrem einzigartigen Hüttenwart Mats, der uns besonders herzlich willkommen geheißen hat. Dass wir diese Hütte nach der „anstrengenste Steigung“ (siehe oben) erreicht haben, hat natürlich auch zu unserer Zufriedenheit beigetragen.

Schönste Fjällstation: Saltoluokta. Wir hatten das Glück im alten, 1918 errichteten Gebäude schlafen zu können und 100 Jahre Fjäll-Enthusiasmus zu spüren.

Bestes Essen: Das ist sehr schwierig zu beantworten, denn unterwegs nach und während einem langen Skitag schmeckt einfach alles ausgezeichnet (fast alles – siehe nächster Punkt). Aber absolut betrachtet war das Abendessen, das wir in der Fjällstation Kvikkjokk genossen haben, das beste: Martin hat sich Butterschnitzel aus Elchfaschiertem mit Kartoffeln und Wurzelgemüse garniert mit Erbsensprossen gegönnt und Mimi hat die genauso schmackhaften Rentierfilets mit Kartoffelgratin, knusprigem Grünkohl und Preiselbeeren gewählt.

Schlechtestes Essen: Eigentlich schmeckt unterwegs alles gut, aber einmal hat das Kochen nicht ganz wie geplant funktioniert. Aus feinen Capellini-Nudeln mit Carbonara-Sauce wurde ein teigiger, grauer, eher geschmackloser Brei. Aufgegessen haben wir ihn natürlich trotzdem – ohne zu zögern.

Bestes imaginäres Essen: Dodo-Burgers und Craft Lager Bier aus dem Rickety-Press Pub in Oxford. Schmecken ausgezeichnet, sind aber in den schwedischen Bergen nur schwer zu bekommen.

Bestes Mittagessensrezept: Erdäpfelpüree mit Wurst/Speck, gerösteten Zwiebeln und zerlassener Butter. Macht satt, schmeckt hervorrragend.

Bestes Abendessensrezept: Weil wir Pauls Risotto schon so oft zum besten Essen gekürt haben, lassen wir diesmal unseren Linseneintopf mit gerösteten Cashew-Kernen gewinnen. Dieser ist inzwischen ein Fixstarter in unserer Outdoor-Küche und hat uns jedes Mal hervorragend geschmeckt – während andere Gerichte mit der Zeit schon ein wenig langweilig werden.

Größter Hunger: Der Abend, an dem unser Kocher gestreikt hat. Nach mehrstündigem Zerlegen und Reinigen der verschiedenen Ventile und Öffnungen haben wir ihn dann doch zum Brennen gebracht. Um halb 11 in der Nacht gab es dann das lang ersehnte Abendessen und Erlösung für unsere knurrenden Mägen.

Bester Kaffee: Ein Geschenk vom Freund von Martins Schwester: feinster Filter-Kaffee für unterwegs, zubereitet während einer sonnigen Mittagspause. Ansonsten musste Instant-Kaffee genügen.

Beste Begleitmusik: Cobario, was sonst.

Beste Entscheidung: Das mag manche überraschen, aber die beste Entscheidung unserer Tour war die geplante Route abzukürzen. Ursprünglich wollten wir von unserem Startpunkt Grövelsjön den ganzen Weg bis Abisko per Ski zurücklegen, haben dann aber bald beschlossen uns auf die beiden Strecken zu konzentrieren, auf die wir uns besonders gefreut haben: den Anfangsabschnitt und den Kungsleden. Dadurch haben wir „nur“ 683 statt grob 1100km zurückgelegt – und sind sehr froh über diese Entscheidung. Dank unserem Entschluss hatten wir keinen Zeitdruck, konnten die Tour mehr genießen und haben rechtzeitig mit Frühlingsbeginn unser Ziel erreicht. Herausforderungen hatten wir auch so genügend und eigentlich haben wir uns schon seit einiger Zeit vorgenommen, zurückgelegte Kilometer nicht als das höchste aller Ziele zu sehen.

Praktischster Ausrüstungsgegenstand: Natürlich gab es jede Menge überaus praktischer und unverzichtbarer Gegenstände, wie zB unser Zelt, Schlafsäcke, Ski, etc. Aber etwas überraschend war es für uns, wie essentiell die Ski-Felle für den Erfolg unserer Tour waren. Denn um unsere (teilweise doch recht schwere) Pulka bergauf ziehen zu können, waren Felle absolut notwendig. Und selbst in der Ebene waren die Halb-Felle (die – dem Namen entsprechend – etwa den halben Ski abdecken) sehr nützlich und wir konnten auf die etwas mühsame Verwendung von Skiwachs verzichten.

Coolster Ausrüstungsgegenstand (Mimi): Eindeutig mein Piratinnen-Buff, den ich vor vielen Jahren von meiner Cousine Ida geschenkt bekommen habe. Halstuch, Windschutz, Haarband, dünne Haube, Haargummi-Ersatz… Während der ganzen Tour im Dauereinsatz.

Coolster Ausrüstungsgegenstand (Martin): Meine Lammfellschuhe für Zelt und Hütte sind bei mir ganz klar der beste Ausrüstungsgegenstand. Die halten die Füße herrlich warm und sind – selbstverständlich – Mimi-made. Auf dem Foto sieht man die letzten Herstellungsschritte während unserer Zugfahrt in den Norden.

Am meisten vermisster Gegenstand (von Mimi – Martin hat offenbar nichts vermisst): Stricksachen. Während dem ersten Teil unserer Wintertour hatte ich noch etwas zum Stricken dabei, aber meine Wolle und Nadeln sind der sehr kritischen Durchsicht unserer Ausrüstung in Umeå zum Opfer gefallen und wurden nach Mora zurückgeschickt. Wenn wir abends bei Kerzenschein in einer Hütte gesessen sind, habe ich mir oft gedacht, wie nett es doch wäre ein bisschen stricken zu können… Ich bin schon am Überlegen, wie ich auf unserer langen Wanderung im Sommer etwas Leichtes und Platzsparendes zum Stricken mitnehmen kann – denn noch einmal mache ich diesen Fehler nicht! 🙂

Größter Luxus: Frühstück in den Fjällstationen. Frisch gebackenes Brot, Haferbrei, gekochte Eier, Kaffee, Müsli, Käse, Wurst, Joghurt, Marmeladen, Gemüse, Knäckebrot, Butter. Luxus eben.

Frühstück beim Start unserer Tour in Grövelsjön

Bester Fund: Gleich zwei Mal haben wir in Hütten zurückgelassene Packungen Palatschinkenteigmischung gefunden. Was kann man sich Besseres vorstellen als unerwartet Palatschinken auf das Menü setzen zu können?

Die letzte Palatschinke, immer ein bisschen kleiner – und trotzdem sehr begehrt 🙂

Bester Skipartner: Ganz klar Martin. Ist während dieser Tour zum Pulka-Ziehmeister avanciert und hat sich den Namen „Pulkomotive“ hart erarbeitet. Glaubt fest an unsere abenteuerlichen Unternehmungen, ist aber auch bereit Planänderungen vorzunehmen. Hat in anstrengenden Situationen immer ein paar motivierende Worte oder Bussis parat. Teilt sogar seine Erdnüsse mit mir. Nie schlecht gelaunt. Übernimmt am Abend das Schneeschmelzen, wenn ich zu müde bin. Spricht immer besser Schwedisch. Lässt mich manchmal bei Carcassonne gewinnen.

Beste Skipartnerin: Mimi. Dafür gibt es unzählige Gründe. Zuerst einmal ist sie mit ganzem Herzen bei großen Abenteuern dabei. Nimmt es auf die leichte Schulter wenn es mal anstrengender ist als erwartet. Begeistert alle Schweden mit ihrem Schwedisch (die Frage wo sie so gut Schwedisch gelernt hat, hat Mimi unzählige Male beantworten müssen). Schafft zugefrorene Flaschen zu öffnen und hat sich damit den Titel „Feuerzunge“ verdient. Absolut verlässlich. Und hält die Illusion aufrecht, dass ich sie bei Carcassonne nur gewinnen „lasse“.


Übersicht Serie „Eis, Schnee und Kanelbullar“:
[ Die ersten zwei Wochen | Kungsleden 1 | Kungsleden 2 | Kungsleden 3 | Kungsleden 4 | Kungsleden 5 | Kungsleden 6 | Zusammenfassung | Proviant | Ausrüstung ]

6 Gedanken zu „Eis, Schnee und Kanelbullar – Rückblick“

  1. Diese Bilanz zu lesen ist ein Vergnügen! Trotz aller Strapazen habt Ihr offenbar (fast) alles genossen, allerdings sieht es so aus, als seien bis auf einen 1x vorübergehend streikenden Kocher keine dramatischen Dinge passiert? Wenn Engerl reisen …..
    Die Schnee-Eis-Bilder werden mir fehlen, auch wenn wir den sommerwarmen Frühling in Wien genießen!
    Ermattet bitte nicht mit Eurer Berichterstattung und seid ganz lieb gegrüßt von
    Bri + Pe

  2. You two are so amazing!! I was cheering you on from here in Santa Barbara. Well done. I wish I could send you a jar of home grown kumquat marmalade. We thought of you in often while we were in Oxford a few weeks back. After a rest we are now off to Japan to hike the Buddhist Pilgrimage Path on Shikoku island.
    hugs to you.

  3. Ihr geht durch dick und dünn, flach und hoch, kalt und eiskalt und habt euch dennoch oder gerade deshalb lieb!!! Ich bin euer Fan!
    Bussi Gabi

  4. Coole zusammenfassung- super Portraitd von euch- Martin : wahnsinnsbart!

    Süß was ihr euch gegenseitig geschrieben habt!

    Es klang echt nach einem unglaublichen gemeinsamen Trip!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert