Eissuppe, Schneeschmelze und Kanelbullar – Kungsleden Teil 6/6

Es ist geschafft, wir sind am nördlichen Endpunkt des Kungsleden in Abisko angekommen! Wir sind ganz schön stolz den kompletten Kungsleden in einem Stück per Ski zurückgelegt zu haben!

Unsere letzte Etappe war vom Tauwetter geprägt und wir hatten stellenweise schon mit schneefreien Stellen zu kämpfen. Trotzdem hat das Skifahren noch großen Spaß gemacht und auch die Landschaft hat uns so braun-weiß gefleckt sehr gut gefallen. Seht selbst:

Die letzten zwei Tage haben wir dann die Berge verlassen und uns in tiefer gelegenen Tälern bewegt. Und dort hat uns der Frühling dann eingeholt. Wir hatten nahezu das Gefühl uns ein Wettrennen zu liefern. Aber dieses Wettrennen haben wir gewonnen und auch noch auf den letzten Kungsleden-Metern (etwas) Schnee vorgefunden.

Das zunehmend frühlingshafte Wetter hatte auch etwas sehr Positives: So ist der Abschiedschmerz vom Kungsleden und vom Skifahren nicht ganz so groß – wir finden, es ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt um unsere Wintertour zu beenden.

Bei unserer Ankunft in Mora haben wir als Allererstes zusammen mit Mimis Cousine Kanelbullar gebacken! Dieses Riesen-Bulle haben wir uns zu fünft geteilt 🙂

Begegnungen am Weg

Auch wenn uns der Wunsch nach einsamer Natur zu unserem Winterabenteuer bewegt hat, so werden uns doch die vielen Begegnungen mit liebenswürdigen Menschen in Erinnerung bleiben, die wir untertags beim Skifahren oder Abends in der Hütte getroffen haben. Zum Beispiel die zukünftige Hüttenwartin, die uns für diesen Sommer zu Kaffee und Kuchen in „ihre“ Hütte eingeladen hat. Der junge Neuseeländer, der im Winter in Abisko gearbeitet hat und nun die Berge aus der Nähe kennenlernen möchte. Der vorsichtige Schwede, der ständig mit sich ringt ob er die Skifahrt nicht frühzeitig abbrechen möchte – und dann doch weiterfährt. Die quirlige Schwedin, die uns in der Viterskalet-Hütte mit der Frage begrüßt, ob wir Lust auf eine Portion Spaghetti haben – nach einem besonders harten Skitag.

Martin mit der netten Hüttenwartin der Serve-Hütte – wir waren die einzigen Gäste und hatten zusammen einen lustigen Abend

Die mutige deutsche Familie, die mit ihren zwei Töchtern ihre erste Skitour unternimmt. Der Hüttenwart in Fältjägaren, der sich wirklich freut spät am Abend doch noch Gäste zu bekommen. Das sehr nette schwedisches Paar, das letzten Sommer Gröna Bandet gegangen ist – ähnlich wie wir das diesen Sommer vorhaben. Zwei fröhliche Schwedinnen vor Västerfjäll, die ersten Skifahrer die wir seit mehr als einer Woche getroffen haben. Das siebzigjährige Ehepaar, das mit ihrer erwachsenen Tochter und ihrem Mann ein Stück Kungsleden fährt – und das auch schon vor mehr als 30 Jahren mit ihren vier Kindern gemacht hat. Sehr unterschiedliche Menschen, die sich aber alle zu den weiten Schneelandschaften der schwedischen Berge hingezogen fühlen.

Spuren im Schnee

Sehr gefreut haben wir uns auch jedes Mal, wenn wir im Schnee schöne Spuren entdeckt – und vielleicht sogar erkannt – haben. Könnt ihr die folgenden Spuren erkennen? Es kommen vor: Hase (2 Mal), Rentier, Fuchs (2 Mal), Lemming, Schlittenhund, Spitzmaus, Vielfraß, Schneehuhn, Scooter, Skifahrer mit Pulka, Skifahrerin mit Rucksack.

Manchmal hatten wir ein Riesenglück und haben es nicht nur geschafft eines der obigen Tiere zu Gesicht zu bekommen, sondern es auch noch auf einem Foto festzuhalten. Das waren immer ganz besondere Freudenmomente! Lustig war es in diesem Zusammenhang das Verhalten der Schneehühner (schwedisch: fjällripa) zu beobachten. Anfangs, als die Schneedecke noch dick war und der Winter endlos schien, waren diese sehr scheu, haben sich versteckt gehalten und waren meist nur dann zu sehen, wenn wir sie (unabsichtlich) aufgescheucht hatten und sie davon geflogen waren. Sonst sind diese Vögel, die im Winter ein komplett weißes Federkleid tragen – mit der Ausnahme von schwarzen Federn an der Unterseite des Schwanzes sowie einem schwarzen Fleck beim Auge – in der meist genauso weißen Landschaft nur sehr schwer auszumachen. Wenn allerdings die Schneeschmelze beginnt, werden ihre Federn allmählich braun und sie bekommen großartige, sehr dramatisch wirkende, rote Augenbrauen. Sie sind dann mit der Partnersuche sehr beschäftigt und singen den ganzen Tag laut und wenig melodisch. Ihr Gesang ist mehr ein Gackern, das teils nach Lachen, teils nach Beschwerde klingt und manchmal auch an Frosch-Gequake erinnert! Dabei sind sie so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie ganz aufs Wegfliegen vergessen, wenn Menschen in ihre Nähe kommen…

Wie geht’s weiter?

Die nächsten zwei Monate machen wir Pause an der Westküste Schwedens und wollen den Frühling genießen, Zeit mit Freunden und Familie verbringen, viel kochen und backen, etwas kajaken… Und unser nächstes Abenteuer, dass am 3. Juli am Nordkap beginnt weiter vorbereiten. Wir wollen die Route noch etwas genauer planen, Gemüse und Obst trocknen, Proviantpakete vorbereiten. Bald werden wir euch dazu noch mehr erzählen!

Vorher kommt aber noch ein letzter, zusammenfassender „Eis, Schnee und Kanelbullar“-Post, in dem wir noch einmal auf die mehr als 600 Ski-Kilometer zurückblicken.


Übersicht Serie „Eis, Schnee und Kanelbullar“:
[ Die ersten zwei Wochen | Kungsleden 1 | Kungsleden 2 | Kungsleden 3 | Kungsleden 4 | Kungsleden 5 | Kungsleden 6 | Zusammenfassung | Proviant | Ausrüstung ]

2 Gedanken zu „Eissuppe, Schneeschmelze und Kanelbullar – Kungsleden Teil 6/6“

  1. Wir gratulieren zu eurer Meisterleistung und wünschen euch viel Erfolg zum „Rest“ eures Unternehmens! Vorher rastet euch aber gründlich aus. Wir freuen uns schon sehr auf eure nächsten Berichte und Fotos!

    Eure Wruß.

  2. Dass Ihr nach der Zeit des Pflügens durch meterhohen Schnee plötzlich durch Lacken platscht, offenbar von einem Tag zum anderen, ist witzig! Wenn der Schnee schneller geschmolzen wäre, hättet Ihr euren Akja auch noch schleppen müssen??
    Glück gehabt!!!
    Das waren wieder wundervolle Bilder – gutes Durchatmen und danke für die nächsten Berichte!
    Bri

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