Expedition Kanelbullar: Gröna Bandet geschafft!

Woohoo, wir haben das erste von zwei Zielen unserer Expedition Kanelbullar erreicht: Grövelsjön! Wir haben somit Gröna Bandet absolviert, sind also die gesamte schwedische Gebirgskette von Treriksröset bis hierher gewandert. Wir freuen uns und sind stolz dieses große Ziel erreicht zu haben. Vor 110 Tagen sind wir am Nordkap gestartet und haben seitdem etwa 2000km zurückgelegt. Die letzten 12 Tage seit Åre waren abwechslungsreich, schön, herausfordernd und haben uns noch einmal durch einen ganz anderen Landschaftstyp geführt.

Wir berühren die Tür der Grövelsjön Fjällstation und haben somit Gröna Bandet geschafft!

Åre nach Grövelsjön, 9. bis 20. Oktober

Als Erstes galt es das Jämtlandsfjäll zu durchqueren, ein wunderschönes Gebirge mit unzähligen majestätischen Gipfeln und Schwedens südlichstem Gletscher, dem Helags-Gletscher. Einerseits kannten wir diese Gegend schon von unserem Winterabenteuer und wussten somit schon was uns erwarten würde: einige Tage im Kahlfjäll, in einer einsamen, fast leeren, aber beeindruckend schönen Landschaft, längere Wegstücke auf über 1000m, gut ausgebaute Wege, STF-Hütten und Rasthütten entlang unserer Route. Andererseits wussten wir auch aus eigener Erfahrung wie windig es hier oben sein kann und hatten von einigen anderen Gröna Bandet-Wanderern gelesen, die im Jämtlandsfjäll von schwierigem Wetter und großen Mengen Neuschnee dazu gezwungen wurden ihre Pläne zu ändern oder gar ganz abzubrechen. Am 30. September haben die STF-Hütten für die Saison geschlossen, wir waren uns also ziemlich sicher dort keine anderen Wanderer anzutreffen. Außerdem wussten wir, dass wir für heuer die letzten Gröna Bandet-Wanderer sind, die noch unterwegs sind – alle anderen waren schon längst im Ziel angekommen oder hatten ihre Wanderung abgebrochen. Es war also mit einer Mischung aus nervöser Vorfreude und vorsichtiger Skepsis mit der wir aus Åre aufgebrochen sind. Der Wetterbericht für die kommende Woche war gut, auch auf 1000 m Seehöhe sollte es deutliche Plusgrade haben und wir hofften darauf, dass der bereits gefallene Schnee wieder schmelzen würde…

Wir hatten tatsächlich Glück: starker Südwind bescherte uns frühlingshafte Temperaturen und wir genossen es uns die wärmende Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen. Im Laufe der vier Tage, die wir im Jämtlandsfjäll verbracht haben, ist der Schnee fast vollständig geschmolzen – vor ein paar Tagen noch sind hier 30 cm Schnee gelegen und haben wohl alle Wegemarkierungen verdeckt. Wie wir es schon angedeutet haben, wäre dieser Wetterumschwung allerdings nicht gekommen, hätte nicht ein heftiger Wind geweht. Sonne und wolkenverhangener Himmel wechselten schnell und teilweise war das Gehen gegen den starken Wind ein richtiger Kampf. Wir waren froh, in den offenen Winterraum der Fjällstation Helags und in die Rasthütten unterwegs flüchten zu können, während draußen der Wind pfiff. Eine weitere Herausforderung waren ein paar Flüsse, die aufgrund der Schneeschmelze besonders viel und besonders kaltes Wasser führten, und die wir zu unserer Überraschung furten mussten. Aber an kalte Flussdurchquerungen haben wir uns inzwischen ja schon fast gewöhnt.

Flussdurchquerung bei Sonnenuntergang… eher herausfordernd als romantisch

Aus dem Jämtlandsfjäll sind wir hinabgestiegen nach Ramundberget und Tänndalen, bekannte Wintersportorte mit vielen Hotels. Beide Orte wirken um diese Jahreszeit verwaist – „Stängt för säsongen“ (geschlossen für diese Saison) lesen wir öfters. Die vielen – derzeit schneefreien – Langlaufloipen, die es hier gibt, sind uns sehr entgegen gekommen, denn wie wir festgestellt haben eignen die sich sehr gut als Wanderwege! Nach dieser zwar einsamen, aber touristisch doch sehr ausgebauten Gegend ging es ins Rogen Naturreservat. Diese Landschaft ist mit Nichts vergleichbar, das wir bisher auf unserer Wanderung entdeckt haben: Ein Labyrinth aus Seen und Hügeln, dazwischen etwas höhere Berge, alles übersät mit größeren und kleineren Felsbrocken. Entstanden ist diese geologische Formation am Ende der letzten Eiszeit als das Inlandseis geschmolzen ist und hier ein ganz schönes Durcheinander angerichtet hat. Das Wandern ist in diesem Gelände mitunter nicht ganz einfach, aber die wilde, raue Landschaft hat es uns richtig angetan. Inmitten der Felsen wachsen auch unzählige Arten von Flechten und knorrige, sich um die eigene Achse drehende Föhren winden sich dem Wetter zum Trotz nach oben. Die wie versteinert wirkenden, abgestorbenen Bäume stehen wie Skulpturen in der Landschaft und inspirieren zu Geschichten, in denen Trolle, Tomtes und schaurige Fabelwesen vorkommen…

Nun sind wir also in Grövelsjön angekommen, Jämtlandsfjäll und Rogen liegen hinter uns und wir können nicht ganz glauben, Gröna Bandet geschafft zu haben. Auch wenn wir die Strecke vom Nordkap hierher Schritt für Schritt gegangen sind und wir unzählige Erinnerungen gesammelt haben, blicken wir etwas ungläubig auf die Landkarte, die unsere Wanderroute zeigt. Es erfüllt uns durchaus mit Stolz eine Wanderung absolviert zu haben, die man auf einer Europakarte einzeichnen kann. Wir sind stolz die herausfordernden, schwierigen Tage bewältigt zu haben. Wir sind stolz Gröna Bandet geschafft zu haben. Vor allem aber sind wir glücklich die Gelegenheit gehabt und genützt zu haben eine solche Wanderung zu unternehmen.

Für uns waren es mehr als die angeschriebenen 1300km seit Treriksröset, eher 1450km. Aber wir haben auch nicht die kürzeste Route gewählt.

Wie geht’s weiter? Zum Glück ist unsere Wanderung hier noch nicht ganz zu Ende, sonst hätten wir bei unserer Ankunft in Grövelsjön wohl auch etwas gemischte Gefühle. Wir wollen nun noch weiter bis zu unserem Endziel Mora wandern. Bis dahin sind es noch etwa 290km, vorwiegend im Wald. Die letzten 90km folgen wir dem Vasaloppsleden, der entlang der Langlauf-Strecke führt, wo jedes Jahr der berühmte Vasaloppet stattfindet. Auf in die letzte Etappe!


Für alle, die mit dem Gedanken spielen selbst Gröna Bandet zu wandern, haben wir unsere Erfahrungen in einem eigenen Beitrag zusammengefasst. Ausnahmsweise ist dieser auf Englisch verfasst, um ihn einer breiteren Leserschaft zugänglich zu machen.

5 Gedanken zu „Expedition Kanelbullar: Gröna Bandet geschafft!“

  1. Ich bin jedesmal aufs Neue so begeistert von Euren Berichten und Fotos , ich bewundere und beneide Euch , ich hätte es im Leben aber nicht geschafft.
    Ich kann es nicht erwarten Eure Berichte in Buchform in Händen zu halten
    Weiterhin die besten Wünsche auf Eurem Weg

  2. Congratulations on an outstanding performance along the mountain range! It has been fun to keep up with distance. Very good text and photos! My German is not so good but I can read so I understand. Good luck to Mora!

  3. auch wir sind so glücklich und sooooooooo stolz auf, dass ihr das geschafft habt, obwohl wir ja vorher doch sehr skeptisch waren. Wir freuen uns schon riesig auf eure Heimkehr

  4. GRATULATION!!

    Ich habe in unserer EU Arbeitsgruppe letzte Woche in Luxemburg den beiden schwedischen Vertreterinnen von eurem Abenteuer erzählt. Sie waren natürlich auch begeistert. Wenn ihr es nach Stockholm schafft, gibt es jetzt dort eine weitere gratis Unterkunft für euch. 🙂
    Außerdem hatten sie zwei gute Tipps für euch parat: Vorsicht, im Norden gibt es im Sommer böse Gelsen, besonders so kleine Biester ( 😉 ) und: ihr könnt keinesfalls schon in Mora aufhören! Der Südteil von Schweden ist doch VIEL schöner. ( 🙂 )

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